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Wanderpause

Die Frauenwandergruppe

11.11.2023

Plötzlich steht man zwischen Gartentischen und -stühlen, Strandkörben und überdachten Picknick-Tischen. Unter den Füßen ist grober Rindenmulch. Am Rand sieht man Schränke ohne Türen. Mehrere Thermoskannen mit Kaffee, eine Espressomaschine, Wasser in Flaschen, ein Wasserkocher und eine Kiste mit Teebeuteln stehen darin bereit.  Um die 20 Becher hängen darüber an der Wand. Besteck und ein Stapel Kuchenteller warten. Weiter rechts ist ein großer Kühlschrank gefüllt mit Kaltgetränken und eine gekühlte Vitrine mit selbst gebackenem Kuchen.  Für kalte Tage liegen rote Fleecedecken bereit. Die Frau, die die Kuchen backt und die Getränke auffüllt, wohnt im Haus schräg gegenüber. Wenn viele Gäste kommen, sieht man sie immer neue Torten und Kuchen bringen und das gebrauchte Geschirr abholen. Irgendwo steht eine Kasse des Vertrauens. Keine Preise. Man gibt, was einem das Verweilen in dem Café Wanderpause Wert ist. Außer Wander*innen halten viele Radfahrer*innen.  Leute mit Lust auf Kaffee und Kuchen fahren im Auto vor. Überall machen Hinweisschilder des Geo-Naturpark Frau Holle Land auf das Café Wanderpause neugierig. 

Dieses Freiluft-Café haben Gertraut und ich im Frühjahr 2021 in dem kleinen Dorf Wolfterode entdeckt, als wir den Premiumweg P2 durch den Frankershäuser Karst erkundeten.  Im zweiten Corona-Jahr trafen wir dort nur eine einzige Wanderin, wo 30 Menschen eine Pause während ihrer Wanderung machen könnten. „Da müssen wir mal mit den Wanderfrauen hin!“ sagten wir uns. Erst in diesem Sommer war es so weit: leider ohne die Wanderleiterin Gertraut, die nach einem Bruch des Sprunggelenkes eine Wanderpause ganz anderer Art machen muss.  

Die diesjährige Juli-Wanderung der Frauenwandergruppe haben Britta und ich so geplant, dass wir nach gut drei Stunden im Café Wanderpause einkehren würden. Start war deshalb im Meißner-Dorf Vockerode. Knapp 20 Frauen liefen von dort auf dem P2 zu der Kirchenruine in Abterode, am Kupferbach entlang bis zur Grube Gustav und weiter über den Bilstein im Höllental mit dem wunderbaren Weitblick. Es ging zwischen schon abgeernteten Feldern auf und ab bis nach Wolfterode. Der Weg durch das Dorf bis zu dem Freiluft-Café am Ende der Bergstraße zog sich. Wann immer wir mit Menschen ins Gespräch kamen, staunte man über die von uns bereits zurück gelegte Strecke. „So viele Frauen schon so viele Kilometer zu Fuß!“ hörten wir oft.

Seit über 15 Jahren wandern mal mehr, mal weniger Frauen einmal pro Monat zusammen als DAV-Frauenwandergruppe. Uns verbindet die Lust am Wandern und die Erfahrung, dass Wege durch Wald und Wiesen Körper und Seele guttuen. Das Wandern ist für die meisten eine Pause im oft anstrengenden Alltag zwischen Beruf und übernommener Care-Arbeit. Manchmal tut es gut, zu erzählen, was gerade belastet. Meist findet man eine geduldige Zuhörerin, die ähnliches erlebt hat. Wenn es nicht gerade steil bergauf geht, wird viel geredet. Über die beruflichen Herausforderungen. Über Urlaubsziele. Über die größer werdenden Kinder oder Enkel. Über eigene körperliche Probleme. Über die Sorge um alternde Angehörige. Der Austausch tut gut und verbindet uns untereinander. „Ich konnte mir eigentlich immer was von der Seele reden,“ sagte eine der Frauen einmal, „das hat mir in der schweren Zeit geholfen.“ Der Sonntag mit der Frauenwanderung wird so unversehens zur Wander-Pause, und der Alltag wird etwas leichter.

Wir mussten vom Café Wanderpause noch zurück zu den Autos: und zwar nicht über den schnellsten Weg. Es ging noch weiter auf dem P 23 bergauf Richtung Hoher Meißner. Im Barfußpark vergnügten wir uns. Danach ging es nach Vockerode, wo wir nach 26 Kilometern und 600m rauf und 600m runter in einem riesigen Wassertretbecken die müden Füße kühlten und den Durst mit Kaltgetränken löschten.